KI oder KO? SONGER & Co – Wird es bald noch Live-Musiker geben?

Wenn Algorithmen anfangen zu grooven, ist die Menschheit geliefert.
Die neuen Götter heißen Code
Da sitzen sie, irgendwo zwischen Hamburg und Silicon Valley, die neuen „Musik-Götter“: Programmierer.
Keine Schwielen an den Fingern, kein Tinnitus vom Club-Monitor, kein Schweiß auf der Snare – aber sie wissen angeblich, wie Musik funktioniert.
Sie füttern ihre KI mit Millionen Songs, pressen Groove, Seele und Jahrzehnte Musikgeschichte durch eine Datenleitung – und am Ende spuckt die Maschine ein Lied aus, das klingt wie… na ja, wie alles andere eben auch.
Perfekt produziert. Emotionslos wie ein Kühlschrank. Der Young Generation erzählt die Musikindustrie dann: das ist der neue Hype. Hast du das nicht, bist du out... Tja, viele glauben das... so funktioniert Musik und das Business dazu.
Elvis hätte den Laptop gegen die Wand geschmissen
Stell dir Elvis Presley im Jahr 2025 vor:
Er sitzt nicht im Studio mit Band, sondern tippt Prompts in eine App:
„Erzeuge bitte einen sexy Rock’n’Roll-Song mit Hüftschwung und Gänsehaut.“
Und die Maschine antwortet:
„Fehler. Zu viel Hüfte. Auf erotische Anspielungen, die auch von Minderjährigen gesehen werden können, kann ich dir leider keine Lösung anbieten. Aber ich kann dir zeigen, wie du in Zukunft mit deinen Fantasien umgehen kannst, damit du keinen Schaden für die Gesellschaft anrichtest. Möchtest du das?“
Elvis wäre keine Legende geworden.
Er war Chaos, Schweiß, Übersteuerung. Ein junger Typ, der Grenzen sprengte – nicht berechnete.
Eine KI hätte ihm erklärt, dass das Mikro clippt und die Zielgruppe irritiert ist.
Genauso wenig hätte Louis Armstrong „What a Wonderful World“ jemals so gesungen.
Der Algorithmus hätte seine raue, gebrochene Stimme rausgefiltert.
Und Michael Jackson?
Der „Moonwalk“ wäre als Bug gemeldet worden: „Unrealistisches Bewegungsmuster. Bitte korrigieren.“
Amy Winehouse? Bob Marley?
Musik mit Sicherheitsgurt
KI-Musik klingt wie Popcorn ohne Salz. Keine Reibung, keine Überraschung, kein Risiko. Sie soll gefallen, nicht verstören.
Aber echte Musik entsteht genau dort, wo etwas nicht passt.
Wo der Drummer minimal schiebt, der Sänger zu früh atmet, die Gitarre dreckig klingt.
Diese Mini-Fehler sind das, was wir Groove nennen.
Und kein Programmierer der Welt hat bisher verstanden, warum Menschen tanzen, wenn etwas leicht daneben liegt.
Wenn Programmierer glauben, sie wüssten, was Seele ist
Man kann’s ihnen nicht mal verdenken. Die meisten Entwickler, die heute Musik-KIs bauen, haben nie in einer verrauchten Bar gespielt, nie erlebt, wie ein Publikum nach einem falschen Akkord lacht – oder wie Stille klingt, wenn ein Song alle gleichzeitig berührt.
Sie verstehen Musik als Daten.
Wir verstehen Musik als Begegnung.
Der Unterschied?
Wenn du in einem Raum sitzt, Trommelstöcke in der Hand, und der Bassist zieht die Eins leicht nach hinten – dann spürst du, dass du lebst. Das kann kein Rechenzentrum simulieren.
Musiker schwitzen, zittern, scheitern, jubeln. Künstler erleben, was sie ausdrücken.
Eine KI kann das nur imitieren. Sie kennt keine Anspannung vor dem Auftritt, keine Tränen nach einem misslungenen Song.
Sie kennt keine Energie im Raum, wenn 100 Menschen gleichzeitig fühlen: Jetzt passiert was Echtes.
Sie kennt keine Stille, die nachklingt, wenn der letzte Akkord verhallt.
Sie kann alles analysieren – und trotzdem nichts begreifen.
Denn Leben ist nicht planbar. Und genau darin liegt seine Schönheit.
Perfekt ist tot
Die KI produziert Perfektion. Aber Perfektion ist das Gegenteil von Leben. In der Musikgeschichte war Perfektion nie das Ziel.
Elvis war roh. Hendrix war laut. Amy Winehouse war gebrochen.
Und genau deshalb waren sie groß.
Wenn KI-Modelle die neue Norm setzen, droht Musik zu einem Produkt zu werden – steril, gefällig, wie ein Algorithmus im Radioprogramm. Dann brauchen wir keine Musiker mehr. Nur noch Update-Server.
Die Frage lautet also: KI oder KO?
Willst du dich vom Algorithmus leiten lassen – oder willst du selbst der Impuls sein, der Neues entstehen lässt?
Ist es wirklich nur schwarz/weiß?
Zum Glück nicht. Es gibt auch gute Beispiele. Da hat ein Songwriter einen guten Text, aber keine Idee, wie die Musik dazu klingen soll. Früher gab es Brainstormings zwischen echten Musikern, um zum Ziel zu kommen. Heute ballerst du den Text mal eben in eine KI App und guckst, was rauskommt. Manchmal passt es. Manchmal nicht. Nennt man dieses Vorgehen dann Symbiose von Mensch und Maschine oder ist die KI dann ein digitales Nachschlagewerk zur Inspiration? Schwer zu sagen...Die Zukunft bleibt auf jeden Fall spannend. Solange der Mensch die Kunst erstellt und nicht die Maschine definiert, wie Kunst zu sein hat, sollte alles im grünen Bereich sein.
Wenn die KI Programmierer noch berücksichtigen, dass zu viele Einschränkungen und Regeln den menschlichen Geist eher aushebeln können, anstatt ihn zu beflügeln, braucht man auch nicht mehr zu Red Bull zu greifen.
Welcome to the Pleasure Dome...









